Februar 2025

Buy European und Buy Austria – zwischen Wettbewerbsvorteil und Bürokratiefalle

Das Handelsblatt berichtete kürzlich über die Diskussion um eine „Buy European“-Strategie, nach der öffentliche Aufträge stärker an europäische Unternehmen vergeben werden sollen. Ziel ist es, Wertschöpfung in den europäischen Binnenmarkt zu holen, Arbeitsplätze zu sichern und Abhängigkeiten von Drittstaaten zu verringern.

Für die österreichische Möbelindustrie bietet dies Chancen. Die Branche ist mittelständisch geprägt, produziert vorwiegend in Österreich und setzt auf kurze Lieferketten, regionale Materialien, nachhaltige Fertigung, Technologiekompetenz, Individualisierung und hohe Designqualität. Damit erfüllen die Betriebe viele Kriterien, die bei öffentlichen Ausschreibungen zunehmend gefragt sind.

Gleichzeitig bestehen Risiken. Buy European verschiebt den Wettbewerb in den europäischen Binnenmarkt, wo unterschiedliche Produktionsmodelle aufeinandertreffen. Österreichische Hersteller stehen für Qualität und Nachhaltigkeit, während in osteuropäischen Ländern oft Niedriglöhne und preisgetriebene Modelle dominieren. Bleibt der Preis das entscheidende Kriterium, geraten hochwertige Anbieter ins Hintertreffen. Hinzu kommt die Gefahr wachsender Bürokratie: Herkunftsnachweise, Zertifikate und umfassende Dokumentationen könnten vor allem kleine und mittlere Betriebe überlasten.

Immer wieder wird deshalb auch ein „Buy Austria“ diskutiert. Eine direkte Bevorzugung heimischer Anbieter ist zwar europarechtlich nicht möglich, doch Kriterien wie CO₂-Bilanz, kurze Transportwege, Langlebigkeit und Reparierbarkeit lassen sich in Ausschreibungen rechtssicher integrieren. Diese Vorgaben spielen den Stärken der österreichischen Möbelindustrie in die Hände, vorausgesetzt die Politik gestaltet die Regeln so, dass sie fairen Wettbewerb ermöglichen, statt neue Hürden aufzubauen.