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Oktober 2022

„Made in Austria“ – Cocooning-Faktor und green economy

Die Corona-Pandemie hat einen langen Atem bewiesen und weltweit für erhebliche konjunkturelle Schwierigkeiten gesorgt. Wie die Außenhandelszahlen des ersten Halbjahres 2022 zeigen, hat die Österreichische Möbelindustrie jedoch diese Herausforderungen gut gemeistert und verzeichnet einen Zuwachs im Export. Dennoch schlagen Materialknappheit, Lieferketten-probleme und Inflation aktuell zu Buche und machen es der Wirtschaft weiterhin schwer. Diese problematischen Rahmenbedingungen stellen für Österreichs Möbelhersteller große Heraus-forderungen dar.

 

Österreichische Möbelindustrie: 20,5 Prozent Exportzuwachs im 1. Halbjahr 2022

Mit einem starken Anspruch an Qualität, Materialien, Design und Flexibilität bedient die Österreichische Möbelindustrie einen Trend, der nicht nur im eigenen Land, sondern auch international immer stärker nachgefragt wird. Verbraucher achten vermehrt auf Gütezeichen, Label sowie Prüfwerte und wollen wissen, wo die Möbel gefertigt werden. Gleichzeitig nehmen Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein messbar zu. Themen wie Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit gewinnen im Zuge der Energie- und Klimakrise beim Kauf an Bedeutung.  „Ökologische Sensibilität gepaart mit innovativen Funktionen, hervorragender Qualität und einem hohen Individualisierungsgrad zeichnen Möbel ‚made in Austria‘ aus“, erklärt Dr. Georg Emprechtinger, Vorsitzender der Österreichischen Möbelindustrie. Dank eines konsequenten Innovations-Managements rund um Design, Funktionalität und flexiblen Fertigungsstrukturen, hoher Qualität sowie einem umfassenden Kundenservice konnte die heimische Branche in den letzten sechs Monaten erfreuliche Umsatz- und Außenhandelszahlen bilanzieren: „Wir sind froh, dass wir die Einbrüche nach der Corona-Krise wieder aufholen und im ersten Halbjahr 2022 einen Exportzuwachs von 20,5 Prozent auf 676,6 Mio. Euro erwirtschaften konnten“, so Emprechtinger.

Exporte nehmen Fahrt auf

Während andere Märkte und internationale Lieferketten von der Pandemie stärker betroffen waren, blieb der Markt in Österreich vergleichsweise stabil. Durch einen großen Anteil heimischer Produktion, langjähriger Lieferanten-Verbindungen sowie konstanter Nachfrage startete die Österreichische Möbelindustrie gut ins Jahr 2022 und geht nun mit einem Plus aus dem ersten Halbjahr. Allein in das Nachbarland Deutschland – den mit Abstand wichtigsten Handelspartner – lieferte die Österreichische Möbelindustrie in den ersten sechs Monaten Möbel im Wert von 291,9 Mio. Euro. Das sind 14,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Den zweiten Platz im Exportranking hält die Schweiz mit 80,8 Mio. Euro (+21,6 %).

Ebenfalls wichtige Märkte mit großem Export-Potenzial sind Polen mit 40,9 Mio. Euro (+30,6 %) und Italien mit 27,7 Mio. Euro (+24,9 %). Deutlich Fahrt aufgenommen haben zudem die Ausfuhren nach Ungarn (23,0 Mio. Euro, +46 %) und Tschechien (20,3 Mio. Euro, +80,1 %). Und sogar in den USA wächst die Nachfrage: Im ersten Halbjahr wurden 28,3 Prozent mehr Möbel aus Österreich in die Vereinigten Staaten geliefert. „Die Exportzuwächse in nahezu allen Möbelsegmenten zeigen, dass die Möbelbranche auch einer Krise wie der Pandemie standhalten kann. Der Qualitätsanspruch von ‚made in Austria’ wurde auch im Ausland nach wie vor hochgeschätzt, sodass die Einbrüche nach der Corona-Krise wieder aufgeholt werden konnten“, fasst Emprechtinger zusammen. Zudem haben Quarantänemaßnahmen, Schließungen von Schulen und Betrieben sowie die häufigeren Home-Office-Tätigkeiten neue Bedürfnisse in Bezug auf die Einrichtung und Umgestaltung des Eigenheims entstehen lassen. Umstände, die dazu geführt haben, dass die Nachfrage in der Möbelindustrie bisher relativ stabil blieb.

Importe bleiben moderat

Auf Importseite legten die Möbel-Einfuhren nach Österreich in den ersten zwei Quartalen 2022 um 8,2 Prozent auf 1,30 Mrd. Euro zu. Wobei Deutschland mit 522,8 Mio. Euro (+4,9 %) die Rangliste anführt. Auch italienisches Design ist in Österreich beliebt: Im ersten Halbjahr wurden 12,6 Prozent mehr Möbel aus Italien gekauft. Parallel dazu ist die billige Importware aus Osteuropa und Asien nach wie vor ein Thema, das den heimischen Markt unter Druck setzt. So belegt zum Beispiel Polen – trotz eines Rückgangs von 2 Prozent – mit Einfuhren von 144,0 Mio. Euro den zweiten Platz der Import-Statistik. Auch die Chinesen haben die Weichen auf Expansion gestellt und lieferten Waren im Wert von 178,6 Mio. Euro (+41,4 %).

Green Economy auf der Überholspur

„Das wachsende internationale Interesse zeigt, dass wir weltweit einen besonderen Ruf genießen – nicht aufgrund der Preise, sondern durch Handwerk, Produktqualität und Innovation. Auch die Umweltstandards werden international immer mehr gesehen“, so Emprechtinger. Ressourcenschutz und Green Economy treiben aktuell nahezu alle heimischen Produktionsbetriebe zu Höchstleistungen an. Dazu gehört eine Kreislaufwirtschaft ebenso wie Technologien für den Umstieg auf erneuerbare Energien, digitale Neuerungen und die effiziente Nutzung von Abfällen zur Wärmerückgewinnung oder Recycling. „Als Holznation – knapp die Hälfte des Landes ist bewaldet – sind die Betriebe fest mit der Natur verwurzelt“, betont Emprechtinger. „Der schonende und effiziente Umgang mit natürlichen Ressourcen und regionale Wertschöpfung gewinnen in unserer Branche immer mehr an Bedeutung.“

Ausblick auf die kommenden Monate

Trotz der guten Umsatz- und Außenhandelszahlen und der Bewältigung der Corona-Krise wird allerdings auch die Österreichische Möbelindustrie von der Inflation, Energiekrise oder den Auswirkungen des Ukrainekriegs nicht komplett verschont bleiben können. Lieferketten sind nach wie vor fragil, die Energiepreise steigen rasant, die Materialversorgung ist knapp und das Konsumverhalten der Menschen verändert sich. „Ich gehe davon aus, dass die zweite Jahreshälfte für ganz Europa und darüber hinaus eine Herausforderung sein wird. Aufgrund der sich verstärkt abzeichnenden Krisen rechnen auch wir im zweiten Halbjahr und zum Jahresbeginn 2023 mit einer Eintrübung und vorerst rückläufigen Entwicklung“, erklärt Emprechtinger. Gleichzeitig bleibt er aber vorsichtig optimistisch: „Auch wenn die kommenden Monate uns sehr herausfordern werden, bleibt die Österreichische Möbelindustrie zuversichtlich: Die aktuelle Lage stärkt das Bedürfnis nach Sicherheit und die Menschen sind derzeit auf der Suche nach nützlichen und werthaltigen Investitionsmöglichkeiten – genau das bieten Möbel aus Österreich. Diesem hohen Qualitätsanspruch verleiht unter anderem das ‚Austria Gütezeichen Möbel‘ Ausdruck.“

Wohnen als Wertanlage

Neben erstklassiger Qualität sind auch Innovationsführerschaft und meisterhaftes Design relevante Merkmale der Österreichischen Möbel. Mit diesen Stärken kann die heimische Möbelindustrie die Auswirkungen der sich überlappenden Krisen abfedern. Denn Möbel aus Österreich sind für Generationen gemacht und mit ihrer Exklusivität eine hervorragende Wertanlage des Ersparten.

Die Werthaltigkeit der Möbel sowie der Cocooning-Effekt könnten der Möbelindustrie trotz unsicherer Wirtschaftslage durchaus Rückenwind verschaffen. Sobald die Reisesaison endgültig beendet ist und Verbraucher wieder mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen, wächst das Interesse an behaglichen Wohnkonzepten und der Wunsch, sich nachhaltige Wärme in Form von schönen Einrichtungen ins Haus zu holen.

„Es wird in den nächsten Monaten darum gehen, das Bewusstsein für Qualität und Güte zu stärken“, so Emprechtinger. „Und dann sind heimische Möbelhersteller gefragt: Sie greifen die wegweisenden Trendthemen wie Individualität, Flexibilität, Modularität und Funktionalität auf und werten das Heim spürbar auf. „Verbraucher entscheiden sich immer häufiger, in ihre Wohnungen und Häuser zu investieren. Und sobald die Lust am Wohnen wieder wächst, stehen hohe Qualität, traditionelles Handwerk und nachhaltiges Design ganz oben auf der Wunschliste der Möbelkäufer.“